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Von Distanz und Egoisten

Diese Zeit der Corona-Krise ist für keinen von uns einfach. Ich bin absolut davon überzeugt, dass wir viel daraus lernen werden – über uns selbst, über den Umgang miteinander und im globalen Denken. Was ich in den letzten Tagen immer wieder beobachtet habe, lässt mir keine Ruhe und veranlasst mich, ein paar Gedanken mit euch zu teilen.

Ich gehe, seit ich meine Arbeit noch mehr als sonst ins Homeoffice verlagert habe, jeden Tag zumindest für eine Stunde nach draußen. Ich laufe meine Runde – allein natürlich – und komme dann mit Sauerstoff vollgetankt, manchmal mit Sonne aufgeladen, aber auf jeden Fall mit frischen Impulsen gestärkt in meine vier Wände zurück. Ich weiche anderen Menschen auf dem Gehsteig aus und mache auf dem Spazierweg einen großen Bogen – wo immer es geht – um Kind, Kegel, Omas, Opas und Hunde. Und dann passiert es Tag für Tag, dass ich auf Menschen treffe, die alleine mitten am schmalen Weg gehen anstatt am Rand, sodass jeder andere gut daran vorbei kann. Pärchen, die nicht nur ihre Mitte, sondern auch die des Pfades für sich in Anspruch nehmen und ganze Gruppen, die gleich die volle Breite für sich beanspruchen. Ich laufe – soweit es mir möglich ist – noch immer im erforderlichen 1-Meter-Abstand daran vorbei. Aber ich frage mich trotzdem, ob es sich hier um einen Geh- oder einen Gendefekt handelt. Wie kann es sein, dass sich alle um den nötigen Abstand bemühen und ein paar Einzelne einfach noch immer glauben, ihnen gehört die Welt? 

Das lässt für mich den Schluss zu, dass es gerade in einer Zeit wie dieser, wo es um das Bemühen eines jeden Einzelnen geht, immer noch Menschen gibt, die ihre Bedürfnisse an die erste Stelle reihen. Ein Egoist bleibt ein Egoist, so einfach ist das. Und so beschämend.

Fotos © Pixabay