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Pflück mir ein Edelweiß, schenk mir dein Herz!

Über die Symbolik in der Tracht

In keinem anderen Segment der Mode spielen Symbole eine derart große Rolle wie in der Tracht. Edelweiß, Hirsch und Herz führen ganz klar die Hitliste der Symbole an. Ich habe mich auf der Tracht & Country, der wichtigsten Fachmesse für Tracht und alpinen Lifestyle, umgeschaut und mich auf die Suche nach neuen und alten Erkennungszeichen begeben.

Hirsch, Tracht, Symbol
© Reed Exhibitions/Kolarik

Ein Blick auf die Ausstellerliste bestätigt meine Vermutung: Der Hirsch kommt am öftesten als Teil des Logos oder des Firmennamens vor – Almsach, Anno Domini, Cocovero, Freiwild, G’Weih & Silk, HangOwear, Maddox, Mothwurf, Pure, Trachtenrebell oder Von G’wild sind nur einige der Beispiele, die den Hirschen oder sein prächtigstes Merkmal, das Geweih, als Symbol ihrer Marke verwenden. 

Wilder Hirsch, sanftes Reh

Hirsch, Tracht, Symbol
© Reed Exhibitions/Kolarik

Der Hirsch als Krafttier, als „Gebieter des Waldes“ steht offensichtlich mit seiner Stärke und seiner aufrechten Haltung auch in der Trachtenmode für deren Energie und Beharrlichkeit. Frei und unabhängig soll sich der Träger/die Trägerin der Mode im Zeichen des Hirsches fühlen. Auch die zur Schau getragene Männlichkeit mag Teil der Hirsch-Symbolik sein, ebenso wie jene des Stein- oder Gamsbocks. Als weiblich, sanft und anmutig hingegen wird das Reh und ganz speziell das Kitz gesehen, das ebenfalls einen wichtigen Teil in der trachtigen Symbolik einnimmt. Alpenkitz, Alpenwahn, Steinbock, Wildstelle oder Wubatl liefern Interpretationen in diese beiden Richtungen.  

Unsterbliches Edelweiß

Edelweiß, Tracht, Symbol
© Pixabay

Man kennt das aus alten Heimatfilmen: Derjenige, der seiner Angebeteten ein Edelweiß – natürlich an der gefährlichsten Stelle eines ausgesetzten Felsens – pflückte, galt als besonders mutig. Aber er stellte damit auch seine wahre Liebe unter Beweis. Ganz klar: Das Edelweiß ist der Bestseller unter den alpinen Glücksbringern und hat einen festen Platz in der Tracht. Seit jeher gilt sie als „Blume der Ewigkeit“ und „Unsterbliche der Alpen“ – was liegt und lag daher näher als sie zu dem Sinnbild der unvergänglichen Wertigkeit und Beständigkeit der Tracht zu machen. Sie ist botanisch gesehen im gesamten Alpenraum verbreitet und blüht beinahe unermüdlich von Juli bis September. Und weil es immer schon als Mutprobe galt, ein Edelweiß aus unzugänglichen Stellen mitzubringen, haftet dem weißen Blümchen die Symbolik der Tapferkeit, des Mutes und natürlich der Liebe an. Wer möchte sich damit nicht gerne schmücken? Im Namen oder Logo tun das zum Beispiel Lady Edelweiss, Bayern Bag, Isar Trachten, Sissis Traumland und Stapf. Die trachtenmodische Blühkraft des Edelweiß reicht von Dekoelementen auf Leder und Stoff, glänzt auf Schmuck und Schuhen und treibt mitunter auf ungewöhnliche Weise bunte Blüten. 

Herz, Tracht, Symbol
© Reed Exhibitions/Marco Riebler

 

Auch in der Liebe ist viel erlaubt – das Herz als DAS Symbol derselbigen darf selbstverständlich auch in der Tracht nicht fehlen. Alpenherz, Mei Herzallerliebst oder die Kaiserliche Liebelei sind beste Beispiele dafür, wie das Herz modetechnisch am rechten Fleck sitzt.

 

© Sandra Hribernik, Reed Exhibitions/Marco Riebler (re.)

Wo kommt denn jetzt der Totenkopf her?

Lieb hatten wir jetzt schon. „Alles andere als kleinkariert“ kommt der Wiesnrocker laut Eigendefinition daher. Der Totenkopf und – ah, alles gut! – das Edelweiß im Logo schlagen die Brücke zwischen Tracht und moderner Kluft. „Ein Wiesnrocker darf ruhig wild sein“, ist Firmeninhaber Christian Rid überzeugt.

Kuh ganz schön cool

Die Kuh, genauer das Allgäuer Braunvieh, hat es hingegen Veronika Kaysser vom Label VRONIKAA besonders angetan. Sie ziert nicht nur witzige T-Shirts, sondern steht für Heimat und die Region, aus der Veronika ursprünglich kommt. „Im Logo haben wir den Hut, auch das ein Symbol für die Allgäuer Heimat. Dazu kommt nun auch noch der Krug, weil wir die Wiesn so lieben“, erklärt Veronika ihre Lieblingssymbole. Man muss sich also identifizieren mit dem, was man macht und wie man sich nach außen präsentiert. So viel steht fest.

Libelle kunterbunt

Genauso sieht das auch Tanja Pflaum vom Label Ploom, das die Libelle als Markenzeichen verwendet. Warum ausgerechnet eine Libelle? „Ich war als Kind schon immer von Libellen umgeben und habe ihre Buntheit und Leichtigkeit faszinierend gefunden. Als ich mein eigenes Unternehmen gegründet habe war es klar, dass die Libelle im Blickpunkt stehen wird“, verrät Tanja ihre Inspiration. 

Edelweiß, Hirsch, Totenkopf, Symbol, Tracht
© Reed Exhibitions/Kolarik

 

 

Symbole sind Sinnbilder, Erkennungszeichen, Merkmale. Sie brechen Inhalte auf, rufen Gefühle hervor und assoziieren. Tracht und alpiner Lifestyle arbeiten gezielt damit und nutzen die Kraft der Symbole, um Emotionen zu wecken. Dabei setzten sie auf Ewigwährendes genauso wie auf neue Zeichen. 


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