Sechs Designerinnen präsentierten Dirndl, Röcke, Pullover, Taschen, Dessous und Ballerinas
Mir gefällt es, wenn kreative Köpfe sich zusammentun und über die eigene Knopfleiste hinausschauen. Sechs Frauen aus Bayern haben vor kurzem den Versuch gestartet, ihre Handwerkskunst gemeinsam zu präsentieren und sich in phantasievoller Weise zu ergänzen. Ich habe mir ihre Masche zeigen lassen, bin auf die Papiertasche gekommen, auf spanische Sprachbesonderheiten gestoßen, hab unters und aufs Dirndl geschaut und Falten lieben gelernt – auf Röcken und Pullovern.
Tanja Pflaum, Dirndldesignerin und Inhaberin des Labels Ploom, hat zu diesem Zweck ihr Geschäftslokal im bayerischen Schloss Seefeld zur Verfügung gestellt und für zwei Ordertage fünf weitere Designerinnen ins Boot geholt: Die Rockmacherin, Bayerinas, linckx., Zopf & Falte und Style Icon. Zielpublikum: Einkäufer und Geschäftsinhaber aus der Region, denen im kleinen, feinen Rahmen eine entschleunigte Art des Betrachtens, Zeit für individuelle Gespräche und Ruhe zum Ordern angeboten wurde.
Wie ist es dazu gekommen? „Wir arbeiten alle sehr unterschiedlich und nutzen verschiedene Vertriebswege. Messen sind ein gutes Instrument, sich zu präsentieren – oft fehlt aber die Zeit für längere Gespräche. Das persönliche Klinkenputzen in den Läden ist unerlässlich, aber zeitlich und personell nicht immer umsetzbar. Internet ist gut, aber da fehlt halt wieder der persönliche Kontakt. Wir haben nach einer Alternative und Ergänzung gesucht, die uns die Möglichkeit gibt, viel von uns zu zeigen und individuell für den Einzelnen da zu sein“, begründen die sechs Designerinnen ihren gemeinsamen Auftritt. Die Idee haben Tanja Pflaum und „Die Rockmacherin“ Caroline Lauenstein geboren, die sich auf der Fachmesse „Tracht & Country“ in Salzburg kennengelernt haben. „Wir wohnen und arbeiten 20 Kilometer entfernt voneinander, so ist die Idee der regionalen Zusammenarbeit entstanden und wir haben uns überlegt, wer in dieses Konzept passen könnte“, so die beiden Initiatorinnen.
Von Röcken, Zöpfen und Falten
„Die Rockmacherin“ hat Erfahrung mit Zusammenschlüssen. Caroline Lauenstein ist Mitbegründerin des Qualitätszeichens MODE MADE IN BAYERN. Hier arbeiten Designer und Hersteller zusammen, die ihre Mode ausschließlich in Bayern fertigen lassen – aus eigener Überzeugung, und um beim Endverbraucher ein Bewusstsein für nachhaltige, sozial verantwortliche Alternativen erkennbar zu machen. Dort mit dabei ist auch Birgit Weiß von „Zopf & Falte“, die Pullover aus heimischer Wolle und – wie der Name bereits sagt – mit Zopfmuster und einer Falte am Rücken für den perfekten Tragekomfort herstellt.
Bayerische Ballerinas mit spanischem Touch
Ausschließlich Handdruckereien, Webereien und Färbereien aus Bayern beliefern auch das Label „Bayerinas“, wo daraus Ballerinas entstehen. Geschäftsführerin Mercè Gay ist gebürtige Spanierin und hat ihre eigene Erklärung, wie es zum Namen Bayerinas gekommen ist. „Das hat mit meiner spanischen Aussprache zu tun – ich habe zu Ballerina immer „bajerina“ gesagt. Da war es dann naheliegend, meine bayerische Variante so zu nennen“, lacht sie. Und die könnte bald auch in Barcelona Stadtgespräch sein – dort besteht großes Interesse am handwerklich gefertigten Schuhwerk made in Bayern.
Taschengeheimnisse
Wasserfestes Kraftpapier hingegen hat es Ute Linck Borys angetan, die mit ihrer Marke "linckx." daraus coole Taschen im Urban Style entstehen lässt. „Das natürliche Rohmaterial kommt aus Deutschland und wird umgangssprachlich auch veganes Leder genannt. Es ist sehr robust und kann sogar in der Waschmaschine gewaschen werden“, sagt die Designerin. Für ihre Taschen im alpinen Lifestyle arbeitet sie überwiegend mit Wollfilz. Aber auch mit der Kombination der Materialen spielt sie gerne.
Kein Drüber ohne ein Drunter
Christine Milsmann, Geschäftsführerin von Style Icon, ist überzeugt, dass mit den richtigen Dessous der Style erst perfekt wird. Daher setzt sie auf stilvolle Lingerie für Dirndl und Tracht, die schön und gut zu tragen ist. „Mit keinem anderen Kleidungsstück sind wir so eng verbunden wie mit der Lingerie. Wenn man sich mit dem Dirndl-BH wohl fühlt, wirkt das gesamte Outfit gleich anders“, ist Christine Milsmann überzeugt.
Dirndl zwischen Tradition und Moderne
Tanja Pflaum orientiert sich bei ihren Dirndl-Entwürfen am Zeitgeist und verbindet das Design der alten Handwerkskunst der Trachtenschneiderei mit aktuellen Modetrends. Dabei schlägt sie eine Brücke zwischen traditioneller und jung-moderner Mode. So wird ein Zugang für all jene geschaffen, die die Liebe zu den Wurzeln und zur Tradition neu entdecken und auch beibehalten wollen. Wurzeln sind ihr übrigens besonders wichtig, denn die Gegend um Schloss Seefeld ist ihre Heimat – deshalb ist es für sie auch so schön, quasi „daheim“ arbeiten zu können. Ein weiteres Ploom-Geschäft mit Schneiderei betreibt Tanja in Salzburg am Ursulinenplatz.
Und sie zieht zufriedene Bilanz über die ersten gemeinsamen Ordertage mit den fünf Designer-Kolleginnen: „Es war eine andere Art, sich zu präsentieren und zu neuen Kombinationsmöglichkeiten anzuregen. Und das Wichtigste: Wir hatten Spaß daran, uns gegenseitig zu unterstützen – das ist ein guter Ansatz, an dem man weiterarbeiten kann.“
Fotos © Sandra Hribernik
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